Helden
Von Simon Libsig, Mai 2021
Ich selber gehöre ja zur Generation Kuhfell. Die anderen aus meiner Klasse entschieden sich für braun-weiss. Für mich war klar, mein Kuhfell musste schwarz-weiss sein. Sonst würde ich den Schulthek nie tragen. Oder genauer. Ich würde gar nie erst zur Schule gehen. Das stand für mich fest. Fester als für meine Eltern. Aber sie waren trotzdem erleichtert, als wir schliesslich einen schwarz-weissen Kuhfell-Schuelzgi fanden. Ob es tatsächlich Kuhfell war, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Es gab welche in meiner Klasse, die behaupteten, das wäre alles Meersäuli oder Kaninchen. Für mich war es Pferd. Obwohl ich das nie offen sagte. Nie offen sagen konnte. Sonst wäre mein Geheimnis aufgeflogen. Ich hatte mich nämlich regelmässig vor den Fernseher im Gästezimmer geschlichen, um meinen Helden zu sehen. „Little Joe“. Der Jüngste der drei Cartwright-Brüdern. Aus der Western-Serie „Bonanza“. Genau der. Und Little Joe hatte ein schwarz-weisses Pferd…
Heute bin ich sicher, dass es dieses schwarz-weisse Fell auf meinem Schulthek war, das mich die ganze Primarschule hindurch im Sattel gehalten hat. Little Joe konnte so einiges wegstecken. Und nach jedem Abenteuer tätschelte er sein Pferd anerkennend oder striegelte es.
Das ganze Schulthek-Business hat sich seither etwas gewandelt. Was blieb, ist das Business. Aber Fell ist out. Heute tragen die Kids, deren Eltern es sich leisten können, einen Schulrucksack, mit Atmungsaktivem Rückenpolster, stabilisierendem Alu-Rahmen, ergonomisch geformten Schulterträgern und, und, und, für einen Preis, für den sich Little Joe damals vermutlich ein neues Pferd hätte ersteigern können. Aber gut.
Wir also alle rein in die Papeterie, „Familie Libsig, ja, wir haben einen Termin“, um dem älteren der beiden Löwen seinen ersten Schulrucksack zu erwerben. Bei unserem Autokauf damals, waren meine Frau und ich weniger nervös. Wir fassten uns bei der Hand. Ich ging im Kopf nochmals meine Primarschulzeit durch.
„Bitte mir nach“, sagte die nette Frau, und führte uns ein paar Stufen runter in die Schatzkammer. Ein gepanzerter Raum, vom Boden bis zur Decke voll mit farbig glitzernden Schulrucksäcken. Ein Fort Knox für Hightech-Traghilfen.
Die schiere Anzahl an Rucksäcken hatte die Papeterie gezwungen den Luftschutzkeller zu nutzen…
Ich rieb mir noch die Augen, da steuerte Lino bereits auf einen der Rucksäcke zu. Den wolle er haben, sagte er, keinen anderen. Das stand für ihn fest. Fester als für uns. Meine Güte, die nette Frau hatte ja noch nicht einmal zu ihrem Verkaufs-Speech ansetzen können. All die verschiedenen Marken und Formen und Vorzüge. Man denke sich nur. „Diesen Rucksack wirst du die nächsten Jahre tragen“, appellierte meine Frau, „schau doch wenigstens einmal alle an.“ Das könne er schon, meinte Lino, aber am Schluss nehme er diesen. Und schon hatte er sich das Ding auf den Rücken geschnallt, und ich sah ihn vor meinem geistigen Auge davongaloppieren. Hüah, hüah!
Natürlich kauften wir Lino diesen Schulrucksack. Und alle hatten wir Tränen in den Augen. Lino vor Freude. Meine Frau und ich, weil die Zeit doch so schnell vorbei geht, und jetzt kommt er schon in die Schule, und bald ziehen sie aus…und Louie, weil er gerne auch schon einen Schulrucksack bekommen hätte.
Linos Rucksack ist blau, und vorne drauf ist das Bild eines Ninja-Kämpfers.
„Möge er dir immer den Rücken stärken und dir ein treuer Gefährte sein, mein geliebter Sohn.“
Es freut uns, das wir einen Teil zu diesem Erlebnis beitragen konnten.
Wir, das Papeterie Calmart Team, möchten uns bei Herr Lipsig für dieses fantastische und emotionale Feedback von Herzen bedanken.
Mehr als nur Kunde. Sie liegen uns am Herzen. Ihr Papeterie Calmart Team